Das Tárogató spielt am Kirchenkonzert eine Hauptrolle
Wenn man es sieht, erinnert es an eine Klarinette. Wenn man es hört, tönt es eher wie ein Sopransaxofon. Doch das Tárogató ist keins von beidem, sondern ein eigenständiges Instrument. Während es hierzulande ziemlich unbekannt ist, gilt es in Ungarn sogar als Nationalinstrument, ähnlich wie bei uns das Alphorn.
Am Kirchenkonzert der Harmonie Gerlafingen bietet sich die seltene Gelegenheit, den Klang eines Tárogató zu erleben. «Es ist sehr vielfältig, man kann viele Farben herausholen, das macht Spass», sagt Solist Zsolt Tary. Normalerweise spielt Zsolt in der Harmonie Saxofon. Mit einem Tárogató ist er noch nie aufgetreten, freut sich aber sehr auf die Premiere: «Wenn ich schon eines habe, kann ich es ja auch einmal spielen».
Gekauft hat der Solothurner, der die Musikschule in Budapest besucht hat, sein Tárogató natürlich in Ungarn. Dort gebe es heute Instrumentenbauer, welche das traditionelle Instrument wieder selbst bauen und modernisieren. Es sei vor einigen Jahren neu entdeckt worden und werde heute nicht nur in der Volksmusik, sondern auch im Jazz und in anderen Musikarten verwendet.
In Ungarn ist das Tárogató zudem ein Stück Geschichte. Das Instrument sei eine «Ikone des Widerstands», sagt Zsolt. Es erinnere an die Zeiten, als Ungarn unterdrückt war. Im Stück «Kuruc Scenes», das die Harmonie am Kirchenkonzert aufführt, geht es um die Kuruzen. Das waren bewaffnete Aufständische, welche gegen die Habsburger gekämpft hatten. Sie haben das Tárogató auch verwendet, um im Kampf Zeichen zu geben, so wie andernorts die Trompete zum Einsatz kam.
Im Stück «Kuruc Scenes» ertönen Volkslieder wie «Oh, Rákóczi, Bercsényi» und «Zöld erdő harmatát» (Der Tau des grünen Waldes), das altertümliche Klagelied «Panna Czinkas», und als Höhepunkt der wilde Kuruc-Tanz.
Auch sonst bildet ungarische Musik einen Schwerpunkt im Programm. Mit «Tarjan», einem dreisätzigen Werk mit dem Untertitel «Hungarian Pictures», ist der gleichnamige Ort im Norden Ungarns gemeint. Und es ertönt mindestens einer der Ungarischen Tänze von Johannes Brahms – das dann allerdings ohne das Tárogató.