«Kling-O-Horn»: Dieses Instrument hat einen Akku
In der Harmonie Gerlafingen gibt es Flöten, Waldhörner, Klarinetten, Posaunen, Trompeten… Und dann gibt es noch dieses Ding, das ebenfalls Musik macht. Ist es ein Instrument oder doch eher eine Maschine? Wir fragen Tüftler und Bastler Christoph Wieland.

Christoph, wie nennst du deine Erfindung?
Eigentlich habe ich mir das noch gar nicht so genau überlegt und «der Gerät» hat noch keinen Namen erhalten. Passen würde aber Kling-O-Horn oder Bell-o-Hup. Denn es kann hupen und hornen, und das je nach Bediener im Takt oder halt ein bisschen daneben…
Woraus besteht das ungewöhnliche Instrument?
Die aktuellste Version besteht aus 3 Glocken in unterschiedlichen Grössen, zwei Autohupen, einer 12V-Akku-Halterung, 5 Druckknöpfen, einem Ein-Aus-Schalter, ca. 10 Meter Kabel, Aderendhülsen, Kabelbindern, Wago-Klemmen, etwas Siebdruckplatte, Schrauben und einigen Unterlagsscheibchen. Alles gut durchgeschüttelt und gerührt.

Es kam am Frühlingskonzert und am regionalen Musiktag im Stück «Silent Movie Suite» zum Einsatz. Steht dort wirklich in den Noten, dass man selber so eine Maschine bauen muss?
Nein, natürlich nicht. In den Noten für die Perkussion sind ein «Car Horn» und eine «Hand Bell» aufgeführt. Und im Stück kommt noch viel mehr Klimbim vor, also wirklich fast alles, was unter Perkussion verstanden werden kann: « A due Becken» (Tschinellen), Peitsche, Hängebecken, Bass Drum (Grosse Trommel), Glockenspiel, Snare (kleine Trommel), Cow Bell, Trillerpfeife, Wood Block, Triangel, Bell Tree, Bar Chimes und Röhrenglocken. Dank der elektronischen Lösung konnten wir zu viert fast alles spielen. Die Bedienung per Knopfdruck spart nämlich Zeit. Hand Bell und klassisches Horn müssen nicht mehr in die Hand genommen und wieder abgelegt werden, was zudem ja auch Lärm machen kann.
Ist es schwierig, das Instrument zu «spielen»?
Absolut, in etwa so wie Fagott oder Oboe. Bereits für die die korrekte Intonation braucht es einen Doktortitel. Nein, natürlich nicht. Akku rein, einschalten, zur richtigen Zeit den Knopf drücken und loslassen… das «Gerätument» ist sehr bedienerfreundlich.

Wie aufwändig war es, das Ding zu bauen?
Vom Kling-O-Horn gab es drei Versionen. Zuerst habe ich die einzelnen Komponenten vom «Chinesen des Vertrauens» kommen lassen. Deshalb habe ich gleich vier unterschiedliche Glocken und vier unterschiedliche Autohupen bestellt. (Die Lieferzeit war ca. 3 Wochen, aber der Preis war unschlagbar). Als die Sachen dann an einem Mittwoch-Mittag angekommen sind, habe ich sie auf der Werkbank zusammengesteckt, habe mit Assistent Ben ein kurzes Video gedreht und Dirigent Pascal gefragt, welches Horn und welche Glocke er bevorzugt. Pascal meinte nur: «Bring mal alle am Donnerstag an die Probe. Muss hören mit die MvHG». Da alles nur lose verkabelt war und es mir bereits eins «gezwickt» hatte, musste alles provisorisch montiert werden. So entstand die zweite Version: Ein altes Tablar als Grundplatte, ein Sammelsurium an Drähten und Litzen, etwas kreative Montagetechnik und ca. 4 Stunden Aufwand waren nötig, um 4 Glocken und 3 Hörner in die Probe mitnehmen zu können. Was sich die Nachbarn an diesen Abend gedacht haben, will ich gar nicht wissen…
Und wie kam es zur dritten Version?
Leider konnten sich weder Pascal noch ich während und nach der Probe entscheiden. Das Provisorium war mir aber nicht zuverlässig genug. Deshalb habe ich dann an einem Samstag alles wieder voneinander genommen und noch einmal neu aufgebaut. Natürlich erst nach einem Besuch im «Jumbo» und ausgestattet mit dem nötigen Material. Diese dritte Version kam dann auch bei den Auftritten zum Einsatz und war so optimiert, dass nicht aus Versehen gehupt anstelle von geläutet werden konnte. Und sie hatte einen Ein/Aus-Schalter, um eine versehentliche Betätigung während eines anderen Stückes zu vermeiden. Natürlich wurden auch alle Kanten geschliffen, die Schrauben sauber gesenkt und zum Schluss das Ganze noch auf Filzfüsschen gestellt, um die Unterlagen nicht zu verkratzen. Selbstverständlich wurde von der hausinternen Qualitätssicherung (QS-Meister BEN) alles auf Herz und Nieren geprüft. Und zu den beiden Auftritten sind wir mit einem frisch geladenen und einem Ersatz-Akku ausgerückt. Man weiss ja nie 😉.

Das Frühlingskonzert und der regionale Musiktag sind vorbei. Wird das Kling-O-Horn jetzt demontiert, oder kommt es noch an Fussball-Spielen oder an der Chesslete zum Einsatz?
Meine Frau hat schon ein wenig die Nase gerümpft, als das Ding nach dem Musiktag wieder bei uns zuhause Einzug gehalten hat. Derzeit ist alles noch im Originalzustand. Ich bin aber aktuell auf der Suche nach einer Horn-Fanfare, die es für LKW gibt. Das wäre dann noch einmal eine Steigerung… 😁.
Du hast an den Auftritten die Kesselpauken gespielt. Warst du enttäuscht, dass du deine eigene Erfindung gar nicht selber bedienen konntest?
Ein bisschen enttäuscht war ich schon. Aber bereits am Probeweekend war das Gerät heiss begehrt und zauberte allen Bedienenden ein Lächeln auf die Lippen. Das war Entschädigung genug. Und nun habe ich das Teil ja bei mir zuhause und kann es unbegrenzt nutzen.
Bildnachweis: Harmonie Gerlafingen / Marco Jaggi